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IC-Netforum für Interstitielle Cystitis und bakterielle Harnwegsinfekte (Blasenentzündung) Die Interstitielle Zystitis (IC) ist eine chronische Entzündung der Blasenwand, die mit Schmerz und Harndrang verbunden ist
   
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IC-Forschung und Studien


In der Folge werden  an dieser Stelle ausgewählte Studien zur Forschung auf dem Gebiet „Interstitielle Zystitis/Beckenschmerzsyndrom“ (IC/BPS)  vorgestellt.  

Unter der jeweiligen Kurzbeschreibung kann man Quelle und Datum der Veröffentlichung sehen.  Die Informationen sind den im Internet veröffentlichten Daten des  National Center for Biotechnology Information (NCBI) entnommen, das eine Datenbank  mit Inhaltsangaben zu wissenschaftlicher Literatur (PubMed) unterhält, in der Veröffentlichungen zu Studien enthalten sind. 

 

Zu den verschiedenen Studientypen existieren Erläuterungen am Ende dieses Informationsblockes.

 

Bitte beachten:



Nicht alle Studienergebnisse werden sich sofort für jeden Patienten auf  die Therapiemöglichkeiten zur Behandlung der IC auswirken.  In der Regel müssen neue Therapien entsprechend den Gesetze des jeweiligen Landes erst genehmigt werden. Das kann einige Zeit dauern.

 

Leider existieren in Deutschland die ersten – konsenbasierten - Leitlinien erst seit Oktober 2018. In Deutschland entscheidet der G-BA, ob die Kosten für eine neue Therapie von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden. Auch dort scheinen wenig Wissen und kaum Interesse an  neuen diagnostischen Möglichkeiten und  Therapien zu bestehen.  Anders kann man sich nicht erklären, dass Patienten (immer noch) ganz schnell die Entfernung der Blase oder der Gang zum Psychiater vorgeschlagen wird, obwohl nachweislich wirksame und wirtschaftlich vertretbare Therapien zur Verfügung stehen, welche die Arbeitsfähigkeit weitestgehend erhalten könnten. Das Problem besteht zum einen in der unter Ärzten weitverbreiteten Unwissenheit über Diagnose und Therapie der IC, zum anderen in der Tatsache, dass vorhandene und erprobte Therapien seitens der Kostenträger nicht erstattet werden (siehe dazu  auch  unter „IC-Patienten sind in Deutschland unterdiagnostiziert und unterversorgt" in der unten folgenden Auflistung der Studien).

 

Sensorische Hyperinnervation unterscheidet Blasenschmerzsyndrom / interstitielle Zystitis  von überaktiver Blase - eine frühzeitige Diagnose ist möglich! Regauer S, Gamper M, Fehr MK, Viereck V

Die Forscher konnten in ihrer Arbeit nachweisen, dass mit geeigneten Färbemethoden von Blasengewebe im Labor eine frühzeitige Diagnose der IC / BPS auch in Abwesenheit von  Hunnerschen Läsionen* möglich ist und sich die IC / BPS damit  außerdem sehr gut von der überaktiven Blase abgrenzen lässt. Blasengewebe von Patienten mit Blasenschmerzsyndrom / interstitieller Zystitis mit und ohne  Hunnerschen Läsionen* , von Patienten mit einer überaktiven Blase und von gesunden Kontrollpersonen wurden mit Hilfe der  Immunhistochemie mit Antikörpern analysiert.  Eine subepitheliale sensorische Hyperinnervierung (vermehrte Bildung von Nervenfasern unter dem Blasenepithel), eine erhöhte Dichte von Entzündungsinfiltraten und Urothel-Defekte  wurden bei Patientinnen mit IC/BPS gefunden. Mit Hilfe dieser Kriterien  können BPS/IC mit und ohne Hunnersche Läsionen von der überaktiven Blase und gesunden Kontrollpersonen unterschieden werden. Die Hyperinnervierung ist  mit der Mastzellverteilung in der Submucosa (Schicht unter der Blasenschleimhaut) verbunden und die positive p75NTR-Färbung in basalen Urothelzellen weist auf die  BPS/IC hin. Die sensorische Hyperinnervation  und die p75NTR - Färbung des basalen Urothels erlauben zusammen mit der Beurteilung von entzündlichen Lymphozyten sowie der Unversehrtheit des Urothels die Unterscheidung des / der  Blasenschmerzsyndroms / interstitiellen Zystitis von der  überaktiven Blase auch in Abwesenheit von Hunner-Läsionen*. Darüber hinaus ermöglichen diese histopathologischen Kriterien  die  Identifizierung von frühen Krankheitsstadien oder von Fällen mit keinen bzw. nur wenigen Symptomen.  Das kann eine rechtzeitige Behandlung ermöglichen und das Fortschreiten der Krankheit verhindern. veröffentlicht in J Urol. 2016 Juli 1.
PAE: S0022-5347 (16) 30759-5. doi: 10.1016 / j.juro.2016.06.089.

Abstrakt nachzulesen bei ncbi:

Sensory hyperinnervation distinguishes bladder pain syndrome/interstitial cystitis from overactive bladder syndrome

Hunnersche Läsionen sind deutlich sichtbare Läsionen bzw. Bluteinlagerungen in der Blase, die nach ihrem Entdecker Guy Hunner benannt wurden.  Diese Variante der IC, bei der man während einer Blasenspiegelung deutliche die Hunner-Läsionen sieht, kommt nur in etwa 10% aller Fälle vor. Leider erkennen viele Urologen eine IC nur bei Vorliegen dieser Läsionen. Die im obigen Beitrag beschriebenen Laborverfahren ermöglichen die Diagnose aller IC-Fälle bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Erkrankung. Nicht jedes Labor ist nach den Erfahrungen des IC-Netforums in der Lage, die in der Studie verwendeten Laborverfahren zielgerichtet zur Diagnose der IC einzusetzen. Die Wahl eines erfahrenen Urologen und dessen Wissen um die geeigneten Laborverfahren spielen eine wichtige Rolle in der Diagnostik der IC. Histopathologische Merkmale der interstitiellen Zystitis / Blasenschmerzsyndrom ohne Hunner-Läsionen Wissenschafter aus Südkorea haben Blasengewebe von je 15 IC-Patienten mit Hunner-Läsionen sowie von IC-Patienten ohne Hunner-Läsionen untersucht. Im Vergleich dazu wurde noch Blasengewebe von 5 Blasen ohne IC-Diagnose untersucht. Dabei wurden signifikante Unterschiede festgestellt: Eine schwere oder mäßig ausgebildete Fibrose wurde häufiger bei Nicht-Hunner-Patienten beobachtet als bei Patienten mit der Hunner-Variante der IC oder Nicht-IC-Fällen. Allerdings wurde bei der Hunnerschen Variante häufiger eine schwere und mäßige Entzündung beobachtet als bei IC-Fällen vom Nicht-Hunner-Typ. Nicht-Hunner-IC-Fälle dagegen zeigten eine größere Anzahl von Mastzellen als Patienten mit der Hunnerschen IC oder den Nicht-IC-Fällen.

Zusammenfassend wurde festgestellt: Der Nicht-Hunner-Typ der IC ist durch eine starke Fibrose und erhöhte Mastzellinfiltration gekennzeichnet, während der Hunner-Typ der IC eher durch eine schwere Entzündung und starke Denudation des Urothels in der ganzen Blase gekennzeichnet ist. Die Fibrose in der Blase der IC / BPS-Patienten korrelierte mit einer erhöhten Harnfrequenz und einer verminderten Blasenkapazität. Abstrakt nachzulesen bei ncbi: Histopathological characteristics of interstitial cystitis/bladder pain syndrome without Hunner lesion. Klinische Studien für die Zulassung von ausgewählten monoklonalen Antikörpern Monoklonale Antikörper unabhängig davon, ob sie tierischen oder menschlichen Ursprungs sind - werden in der Medizin hauptsächlich zur gezielten Inaktivierung bestimmter Moleküle eingesetzt. Zielobjekte sind vor allem Zytokine wie TNF oder IL samt der entsprechenden Rezeptoren. Der Tumornekrosefaktor ist ein Signalstoff des Immunsystems (Zytokin), welcher bei Entzündungsprozessen beteiligt ist. Interleukin 4 (IL-4) zum Beispiel bewirkt die Degranulation von Mastzellen. Das bedeutet, dass Entzündungsstoffe vermehrt freigesetzt werden können. Gelingt es mit Medikamenten TNF und IL-4 zu hemmen, können entzündliche Prozesse unterdrückt werden. UCB Pharma sponsert eine Studie zur Bewertung des Arzneimittels Certolizumab Pegol (Cimzia) für die Verbesserung der Symptome von Patienten mit IC. Certolizumab Pegol ist ein injizierbares entzündungshemmendes Medikament. Es wurde durch die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA)  bisher für den Einsatz in den Vereinigten Staaten zur Behandlung des  Morbus Crohn, der  rheumatoiden Arthritis, von Psoriasis und Morbus Bechterew zugelassen.

Als menschlicher monoklonaler Antikörper bildet Certolizumab mit beiden Formen von humanem TNF-alpha – sowohl löslichem als auch zellwandständigen – stabile Komplexe. Dadurch wird TNF-alpha neutralisiert und die Freisetzung von entzündungsfördernden Substanzen wie zum Beispiel Interleukinen (IL) verhindert.  

 

In Deutschland ist Certolizumab Pegol (Cimzia® 200 mg Injektionslösung, UCB) bisher in Kombination mit Methotrexat (MTX) zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer aktiver Rheumatoider Arthritis (RA) von Erwachsenen zugelassen, die auf lang wirksame Antirheumatika einschließlich MTX nicht angesprochen haben. Es gibt das Medikament also schon. Für den  Einsatz bei  Morbus Crohn lehnte die europäische Zulassungsbehörde EMA jedoch bislang einen entsprechenden Antrag mit der Begründung unzureichender Wirksamkeit und Sicherheitsbedenken ab.

 

Sollte die Studie in den USA für den Einsatz bei IC positiv verlaufen, könnte bei Genehmigung durch die europäische Arzneimittelagentur EMA ein neues Medikament zur Behandlung der IC zur Verfügung stehen.

Quelle : clinicaltrials.gov

 

Eine randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie mit Adalimumab** zur Behandlung der / dem  interstitiellen Zystitis / Blasenschmerzsyndrom

Bosch PC.

 

** Adalimumab ist ein rein humaner monoklonaler IgG-Antikörper gegen das Zytokin TNF-alpha und gehört somit zur Gruppe der TNF-Hemmer. Im Vergleich zu anderen Mitgliedern dieser Gruppe ist Adalimumab besser verträglich.

 

Eine Studie zu diesem Medikament wurde in Kalifornien durchgeführt:

Von insgesamt 43 Patienten erhielten für 12 Wochen 21 Adalimumab und 22 erhielten Placebo. Bei den Patienten, die Adalimumab erhielten, gab es eine statistisch signifikante Verbesserung der Symptome. Es gab keine signifikanten Nebenwirkungen. Allerdings war die Wirkung im Vergleich zum Placebo  nicht hoch genug.

 

Veröffentlicht in J Urol. 2014 Jan;

191(1):77-82. doi: 10.1016/j.juro.2013.06.038. Epub 2013 Jun 20  

 

Abstrakt nachzulesen bei ncbi:

A randomized, double-blind, placebo controlled trial of adalimumab for interstitial cystitis/bladder pain syndrome.

In dieser Studie zeigte sich zum wiederholten Maße, dass die Placebo-Wirkung oft zu unerwarteten Resultaten führt. Inwieweit die Probanden vorher nach Phänotypen der IC getrennt wurden, geht aus dem Abstrakt nicht hervor. Es ist bekannt, dass ein Teil der IC-Patienten besonders stark auf psychische Belastungen reagiert. Man ordnet  diesen Patienten den Phänotyp „psycho-sozial“ zu. Im Rahmen einer Studie kann allein die verstärkte ärztliche Betreuung zusammen mit einer postiven Erwartungshaltung der Probanden Placebo-Wirkungen verstärken.

 

Ein neues Medikament AQX-1125 (getestet in einer Phase-II-Studie) verspricht Verbesserung bei mäßiger bis schwerer IC

Nickel JC, Egerdie B, Davis E, Evans R, Mackenzie L, Shrewsbury SB

AQX-1125 ist ein SHIP1-Aktivator und hat seine breite antientzündliche Wirkung bereits in früheren Versuchen nachgewiesen. Es wird außer dem Einsatz bei IC auch eine Anwendung bei entzündlichen Atemwegs- und Darmerkrankungen untersucht.  

Das Protein SHIP sorgt für ein „korrektes“ Verhalten von Mastzellen. Fehlt SHIP im Zellinneren, dann werden die Zellen überempfindlich. Nach Reizung (z.B. durch im Urin enthaltene Stoffe) schütten sie zu viele Botenstoffe aus, welche für Entzündungen verantwortlich sind. Das neue Medikament soll nun das Protein SHIP aktivieren, dass bei IC-Patienten nicht genügend vorhanden ist.

37 Frauen mit mittelschwerer bis schwerer IC / BPS wurden im Rahmen einer multizentrischen, randomisierten,  placebo-kontrollierten und doppelblind durchgeführten Studie für 6 Wochen mit einem  oralen SHIP1-Aktivator (AQX-1125) behandelt. 32 Probanden erhielten ein Placebo.

 

Ergebnis der Studie:

Die Frauen mit dem Medikament berichteten, dass  Blasenschmerzen und Harndrang signifikant reduziert wurden . AQX-1125 wurde gut vertragen. Die Nebenwirkungen entsprachen denen des Placebos. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf.

Damit könne AQX-1125 für die Behandlung IC / BPS infrage kommen  und rechtfertigt weitere Untersuchungen für eine zukünftig neue  Behandlungsmöglichkeit..

2017 soll eine multizentrische, randomisierte, placebo-kontrollierte und doppelblind durchgeführte Studie mit 300 Patienten in klinischen Forschungszentren in Kanada, den Vereinigten Staaten und Europa durchgeführt werden.

 

Veröffentlicht in J Urol. 2016 Mar 8.
pii: S0022-5347(16)03368-1. doi: 10.1016/j.juro.2016.03.003

 

Abstrakt nachzulesen bei ncbi:

A Phase II Study of Efficacy and Safety of a Novel, Oral SHIP1 Activator, AQX-1125, in Subjects with Moderate to Severe Interstitial Cystitis/Bladder Pain Syndrome (IC/BPS).  

 

Eine prospektive randomisierte kontrollierte multizentrische Studie zum Vergleich von intravesikalen DMSO** und Chondroitinsulfat 2% zur Behandlung des  painful bladder syndrome / interstitielle Zystitis

Tutolo M, Ammirati E, Castagna G, Klockaerts K, Plancke H, Ost D, Van der Aa F, De Ridder D

In einer randomisierten Studie wurden 36 IC-Patienten entweder mit Chondroitinsulfat (2%) oder DMSO (50%) behandelt. Beide Behandlungen wurden wöchentlich intravesikal (Blasenspülungen) für eine Dauer von sechs Wochen durchgeführt. 

 

Von den 14 Patienten, die eine Behandlung mit DMSO begonnen hatten, führten nur sechs Personen die Behandlung bis zum Ende durch. Gründe für den Abbruch waren erhöhte Schmerzen während oder nach der Behandlung, ein Mangel an  Wirksamkeit und/oder der knoblauchartige Geruch des DMSO wurde nicht toleriert.  Die hohe Abbruchrate in der DMSO-Gruppe veranlasste die Forscher zu der  Empfehlung, DMSO mit Vorsicht und nur mit einer aktiven Überwachung der Patienten  hinsichtlich der  Nebenwirkungen anzuwenden. 

 

Im Gegensatz dazu beschrieben die 22 Patienten, welche mit Chondroitinsulfat behandelt wurden, sehr viel häufiger eine moderate oder sogar deutliche Besserung der IC-Symptome (74% Chondroitinsulfat gegenüber 14% DMSO). Die mit Chondroitinsulfat behandelten Personen zeigten häufiger eine Schmerzreduktion, eine Verringerung des nächtlichen Wasserlassens und anderer Symptome.  Die Studie wurde wegen der hohen Abbruchraten der DMSO-Gruppe gestoppt. Diese Studie liefert zumindest zusätzliche Hinweise darauf, dass eine Behandlung mit Chondroitinsulfat im Vergleich zu DMSO eine bessere Wahl für eine intravesikale Behandlung darstellt. Siehe auch Studie von Cervigni et.al.

 

**

DMSO (Dimethylsulfoxid in einer Konzentration von 50%)  wird  vor allem in den USA für Instillationen (intravesikale Behandlung) verwendet.

 

veröffentlicht in Int Braz J Urol. 2017 Jan-Feb;43(1):134-141

Abstract nachzulesen bei ncbi

A prospective randomized controlled multicentre trial comparing intravesical DMSO and chondroïtin sulphate 2% for painful bladder syndrome/interstitial cystitis

 

 

Instillationen* mit einer Mischung aus Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat wirksamer als Instillationen mit  DMSO**

Cervigni M,  Sommariva M, Tenaglia R, Porru D, Ostardo E, Giammo A, Trevisan S, Frangione V, Ciani O, Tarricone R, Pappagallo GL

 

In einer randomisierten open-label  multizentrischen Studie***  mit 110 Frauen mit BPS / IC wurde die Wirkung von Instillationen mit einer Mischung aus Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat mit der Wirkung  von DMSO** verglichen. Zwei Drittel der Frauen erhielten das Gemisch aus Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat, ein Drittel erhielt DMSO.   Alle erhielten 13 Wochen lang wöchentliche Instillationen.   Die Wirkung  wurde nach 3  und 6 Monaten bewertet.  Der primäre Endpunkt war die Reduktion der Schmerzintensität nach 6 Monaten.  Sekundäre Bewertungen waren Lebensqualität und Wirtschaftlichkeit der Therapie.

 

In beiden Behandlungsgruppen wurde nach 6 Monaten im Vergleich zum Ausgangspunkt eine deutliche Reduktion der Schmerzintensität erreicht, wobei  die  Behandlung mit dem Gemisch aus Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat zu einer größeren Reduktion der Schmerzintensität im Vergleich zu  DMSO führte.**
Es gab keine bedeutenden  Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen in Hinsicht der Lebensqualität und Wirtschaftlichkeit der Therapie.
In der Gruppe, die  mit dem Gemisch aus Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat behandelt wurde, traten jedoch deutlich weniger Nebenwirkungen als in der DMSO-Gruppe auf.

 

*

Unter Instillationen versteht man das Einbringen von flüssigen Medikamenten in die Harnblase.

 

**

DMSO (Dimethylsulfoxid in einer Konzentration von 50%)  wird  vor allem in den USA für Instillationen verwendet.  

 

***

Eine Open-Label-Studie  bedeutet, dass sowohl die Studienpatienten  als auch die behandelnden Ärzte wissen, welche Behandlung ein Patient erhält. Eine (doppel)verblindete Studie, in der Patienten und Ärzte dies nicht wissen, kann man mit DMSO nicht durchführen, da DMSO zu einem knoblauchartigem  Geruch beim Patienten führt. Arzt und Patient würden wissen, ob sie DMSO erhalten oder nicht.

Die Aufteilung der Studienpatienten in die Probandengruppen  erfolgt nach einem Zufallsverfahren, in der Fachsprache sagt man randomisiert.

Wenn mehrere Kliniken (Studienzentren) sich an der Durchführung derselben Studie beteiligen, bezeichnet man diese Studie als multizentrisch.

 

 

veröffentlicht in Neurourol Urodyn. 2016 September 21

doi: 10.1002 / nau.23091

 

Abstrakt nachzulesen bei ncbi

A randomized, open-label, multicenter study of the efficacy and safety of intravesical hyaluronic acid a nd chondroitin sulfate versus dimethyl sulfoxide in women with bladder pain syndrome/interstitial cystitis.

 

 

 

Eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse über die Wirksamkeit der intravesikalen* Therapie 

für Blasenschmerzsyndrom / interstitielle Zystitis.

Barua JM, Arance I, Angulo JC, Riedl CR.

Die Pubmed- und  Medline-Datenbank wurde nach Artikeln über die intravesikale Therapie für die Behandlung der / des  IC / BPS durchsucht.

Das Ziel war die klinische Wirksamkeit der derzeit verfügbaren Produkte für die intravesikale Therapie (Instillationen) der / des  IC / BPS zu vergleichen und ihre  Wirtschaftlichkeit zu beurteilen.. Insgesamt 345 Publikationen wurden gefunden, von denen 326 ausgeschlossen  wurden. Letztendlich flossen  19 Veröffentlichungen zur intravesicalen IC/BPS-Therapie inklusive 5 prospektiven kontrollierten Studien (CTs) in die Untersuchung ein.

Die Gesamtzahl der eingeschlossenen Patienten betrug 801.  Die Ergebnisse von 228 Patienten flossen in die  kontrollierten Studien ein.  Hyaluronsäure  war nach diesen Studien in Wirtschaftlichkeit und Kostenwirksamkeit allen anderen Instills (Instills sind flüssige Medikamente, die in die Blase eingebracht werden) deutlich überlegen. Es wurde aber darauf hingewiesen, dass es bisher keinen direkten Vergleich zwischen den verschiedenen auf dem Markt befindlichen Instillationsprodukten hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und  Wirtschaftlichkeit gibt.

 

* intravesikal : innerhalb der Harnblase

 

Veröffentlicht in Int Urogynecol J. 2016 Aug;
27(8):1137-47. doi: 10.1007/s00192-015-2890-7.

 

Abstrakt nachzulesen bei ncbi:

A systematic review and meta-analysis on the efficacy of intravesical therapy for bladder pain syndrome/interstitial cystitis.

 

Die Behandlung von chronischen Blasenerkrankungen mit exogenen Glykosaminoglykanen: 
ein Update auf den Wirksamkeitsnachweis

Lazzeri M, Hurle R, Casale P, Buffi N, Lughezzani G, Fiorini G, Peschechera R, Pasini L, Zandegiacomo S, Benetti A, Taverna G, Guazzo ni G, Barbagli G

Obwohl die Pathophysiologie* der akuten chronischen Blasenentzündung und anderen "sensorischen" Störungen wie dem  Blasenschmerzsyndrom (BPS) oder der interstitielle Zystitis (IC)  multifaktoriell ist,  gibt es einen breiten Konsens , dass man dabei von  einem primären defekten des Urothels  oder einer beschädigten Glykosaminoglykanschicht (GAG-Schicht) ausgehen kann.  Es beginnt mit einer GAG-Schicht-Verletzung, die zur chronischen Blasenepithelschädigung und einer nicht ausheilenden neurogenen Entzündung führt. Die  Wiederherstellung der GAG-Schicht wird das Hauptziel der neuen Therapien für die Behandlung von chronischer Blasenentzündung und IC / BPS werden. Über vorläufige Erfahrungen mit der GAG- Substitution für verschiedene pathologische Zustände des unteren Harntraktes ist berichtet worden. Es gibt eine Reihe von handelsüblichen intravesikalen Substanzen von Komponenten allein oder in Kombination. Veröffentlichungen zeigen, dass die exogene intravesicale Hyaluronsäure das Wiederauftreten (Rezidive) von Harnwegsinfektionen (HWI) deutlich reduziert. Patienten  mit GAG-Substitution haben weniger Rezidive von Harnwegsinfektionen sowie längere beschwerdefreie Intervalle und eine Verbesserung der Lebensqualität. GAG-Substitution wurde für die Behandlung der IC/BPS verwendet. Trotz der Einschränkungen der Ergebnisse der meisten der Studien wird die Rolle der Kombinationstherapie mit Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat als sichere und wirksame Möglichkeit zur Behandlung der IC / BPS  bestätigt. Das Sicherheitsprofil von GAG-Schicht substituierenden Substanzen ist günstig und ohne bedeutsame Nebenwirkungen.

*Die Pathophysiologie ist die Lehre von den krankhaft veränderten Körperfunktionen und deren  Entstehung und Entwicklung.

Veröffentlicht in Ther Adv Urol. 2016 Apr;
8(2):91-9. doi: 10.1177/1756287215621234.

 

Abstrakt nachzulesen bei ncbi:

Managing chronic bladder diseases with the administration of exogenous glycosaminoglycans: an update on the evidence.

 

 

IC-Patienten sind in Deutschland unterdiagnostiziert und unterversorgt

D. Jocham   G. Froehlich   F. Sandig   A. Ziegler  

Mittels eines umfangreichen Fragebogens wurde die Versorgungssituation von 270 an interstitieller Zystitis (IC, „bladder pain syndrome“) erkrankten Patienten in Deutschland erfasst. Dabei wurden große Defizite in der Diagnostik und Behandlung der IC festgestellt. Die durchschnittliche Diagnosedauer betrug 9 Jahre. Knapp 47 % der Patienten suchten mehr als 20-mal einen Arzt auf, bevor die Diagnose gestellt wurde. Über die Hälfte der Patienten müssen pro Tag mehr als 14-mal Wasser lassen. Weitere Beschwerden sind nächtlich wiederholter Harndrang und Schmerzen, die teilweise sehr stark wirkende Schmerzmittel erfordern. Pentosanpolysulfat, Schmerzmittel, Antidepressiva und Antiepileptika sind die am meisten genommenen oralen Medikamente. Zur Instillation in die Harnblase werden hauptsächlich Medikamente, die die GAG-Schicht der Blase wiederherstellen, angewendet.  Das sind Hyaluronsäure, Chondroitinsulfat, die Kombination von beiden und Pentosanpolysulfat. Das EMDA-Verfahren ("electromotive drug administration") wurde ebenfalls angegeben. 

Nach Selbsteinschätzung der Patienten hilft ihnen die Instillation von Medikamenten in die Harnblase am besten. Die Kosten von Instillationsprodukten sowie vom oralen Pentosanpolysulfat  werden allerdings von den Kostenträgern seit 2008 nicht mehr erstattet, so dass über 40 % der Behandelten die Behandlung abbrechen mussten.

Veröffentlicht in  Der Urologe, May 2013,

Volume 52, Issue 5, pp 691–702

Die Versorgungssituation von Patienten mit Interstitieller Cystitis in Deutschland

siehe auch

Initiative Versorgungsforschung Interstitielle Zystitis

 

AF-219 ein neuer P2X3-Antagonist zeigt Verbesserungen in Schmerz und Harndrang 
der  Interstitiellen Zystitis / Blasenschmerzsyndrom (IC / BPS)
 

AF-219 - ein neuartiger P2X3-Antagonist - zeigt Wirksamkeit bei Frauen mit Symptomen der interstitiellenZystitis / Blasenschmerzsyndrom (IC / BPS).

Eine Studie wurde im Oktober 2015  auf der Jahrestagung der Internationalen Kontinenz-Gesellschaft (ICS) vorgestellt.

AF-219 ist ein selektiver, oraler P2X3-Antagonist, der auf Mechanismen zielt, durch die bestimmte Nervenfasern übersensibilisiert werden.

Robert Moldwin ( MD des Smith-Instituts für Urologie  New York) sagte:  "Die Behandlung mit AF-219 war mit einer signifikanten Reduktion der Harndrang und mit einer Verringerung der Schmerzen, die nach der numerischen Schmerzbewertungsskala bewertet wurde, verbunden."

Es gab keine Berichte über schwerwiegende Nebenwirkungen. Die häufigste  Nebenwirkung war eine  Geschmacksstörung.

 

Quelle: Abstracts  Annual Meeting of the International Continence Society (ICS)

Novel P2X3 Antagonist Shown Effective for Interstitial Cytitis/Bladder Pain Syndrome: Presented at ICS

 

 

Die Expression von Entzündungsmediatoren im Blasenschmerzsyndrom**

Offiah I, Didangelos A, Dawes J, Cartwright R, Khullar V, Bradbury EJ, O'Sullivan S, Williams D, Chessell IP, Pallas K, Graham G, O'Reilly BA, McMahon SB.  

Gibt es genetische Merkmale?

Die englischen und irischen Forscher**  untersuchten die Hypothese, dass viele Patienten eine periphere entzündliche Erkrankung haben und dass die Entwicklung von entzündungsfördernden  Stoffen (Entzündungsmediatoren) in der Blasenwand aktiviert und die Blase durch sensorische Nervenfasern übersensibilisiert wird.

 

Bei  15 Frauen  mit BPS und 15 Frauen mit Belastungsinkontinenz ohne Blasenschmerzen wurden im Cork University Maternity Hospital im Zeitraum von Oktober 2011 bis Oktober 2012 während der Zystoskopie   5-mm-Blasen- Biopsien für die Genexpressionsanalyse*  entnommen und verarbeitet.  Die Wirkung der identifizierten Gene wurde an Versuchstieren getestet.

 

Da es noch keine krankheitsmodifizierende Behandlungen für IC/BPS sind, stellten die Forscher die These auf,  dass die Identifizierung von neuartigen mit der Krankheit zusammenhängenden  Entzündungsmediatoren helfen könnte, diese zu manipulieren und so den Kranheitsverlauf zu ändern.

Sie untersuchten deshalb die Expression von 96 als entzündungsbedingt bekannten Genen in kranken und gesunden Blasen.  FGF7 und CCL21 passten zu den klinischen Ergebnissen der IC-Patienten. Sie  verglichen die Genexpression in Blasen-Biopsien von Patienten mit Blasenschmerzsyndrom (BPS) und Gesunden ohne Schmerz und identifizierten zwei Gene - CCL21 und FGF7 - die in BPS-Patienten erhöht waren und mit den Symptomen in Zusammenhang standen..  Sie testeten die Wirkung dieser Gene an Labortieren und bestätigten ihre Rolle beim Blasenschmerzsyndrom. Füllte man CCL21 in Blasen von  Mäusen,  verursachte das  eine erhöhte Erregbarkeit der Blase und eine erhöhte c-fos-Aktivität in Rückenmarksneuronen. Mäuse mit veränderten CCL21 zeigten deutliche Symptome. CCL21 erhöhte die Blasenkontraktionen und das schmerzbezogene Verhalten der Tiere.  Im Ergebnis der Studie meinen die Forscher, dass die Beeinflussung dieser Gene bei BPS-Patienten eine potentielle Behandlungsstrategie sei.

 

Veröffentlicht in Eur Urol. 2016 Aug;70(2):283-90.

doi: 10.1016/j.eururo.2016.02.058. Epub 2016 Mar 7.

 

Abstrakt nachzulesen bei ncbi:

The Expression of Inflammatory Mediators in B ladder Pain Syndrome

 

Anmerkungen:

*

Unter Genexpression versteht man die Umsetzung der Information eines Gens in das jeweilige Produkt, zum Beispiel eines Eiweißes, das die Immunantwort steuert.  Diese Information entscheidet, wie sich zum Beispiel eine Eiweiß im menschlichen Körper verhält. Kommt es in diesem Prozess zu Fehlern, kann das u.a. eine krankhafte Antwort des Körpers auf ganz normale Reize von außen bewirken. Ein Beispiel ist der Heuschnupfen. Bei Gesunden verursachen Gräserpollen  nichts, sind bestimmte Genexpressionen gestört, kommt es zu Niesanfällen und zur Entzündung der oberen Luftwege.

Unter der Genexpressionsanalyse versteht man ein molekularbiologisches bzw. biotechnologisches Verfahren zur Untersuchung der Umsetzung von genetischen Informationen. Sie erlaubt eine quantitative Analyse der Aktivität und damit der Wichtigkeit einzelner Gene oder Genabschnitte in Bezug auf deren Umsetzung in Aminosäuresequenzen.

 

** 
Bitte beachten, dass man in Europa den Begriff  IC häufig   nicht mehr verwendet, sondern entsprechend den europäischen Leitlinien den Begriff  Blasenschmerzsyndrom (Bladder pain syndrome  - BPS).  Leider trägt dies zu einer schwierigen Situation beim Vergleich von internationalen Forschungsergebnissen bei.

 

 

Antiproliferativer  Faktor (APF) spielt bei der IC vermutlich eine Rolle

Keay SK, Zhang CO  

Gewebsproben von IC-Patienten wurden auf bestimmte Proteine untersucht, die auch die Bildung der schützenden GAG-Schicht in der Blase regeln. Eines der Proteine ist der antiproliferative Faktor (APF).  In allen Proben wurden Abweichungen zu den Vergleichsproben gesunder Personen gefunden.  Man wertet die Ergebnisse als erneuten Beweis der These, dass der antiproliferative Faktor eine bedeutende Rolle in der Entstehung und dem Verlauf der IC spielt.

Veröffentlicht in BJU International. 2016 Jul;
118(1):161-72. doi: 10.1111/bju.13457

 

Abstrakt nachzulesen bei ncbi:

Abnormal Akt signalling in bladder epithelial cell explants from patients with interstitial cystitis/bladder pain syndrome can be induced by antiproliferative factor treatment of normal bladder cells.

 

 

Die Wirksamkeit und Sicherheit von Botulinum-Toxin-Injektionen für die interstitielle Zystitis / Blasenschmerzsyndrom:
eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse.
 

Shim SR, Cho YJ, Shin IS, Kim JH.  

Untersucht wurde die Therapie der IC mit  Botulinumtoxin-Injektionen Typ A (BoNT) bezüglich ihrer Wirksamkeit und Sicherheit im Vergleich zu einem Placebo

Dazu wurde eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse der veröffentlichten Literatur in den Datenbanken PubMed, Cochrane Library und EMBASE durchgeführt.

Insgesamt fünf Studien mit einer Gesamtstichprobengröße von 252 Probanden (133 Probanden in der Versuchsgruppe und 119 Patienten in der Kontrollgruppe) wurden einbezogen. Die Beobachtungsdauer lag im Bereich von 8 bis 12 Wochen. Die Dosis betrug 50 bis 200 Einheiten.
Obwohl Botulinumtoxin-Injektionen bisher keine reguläre Indikation zur Behandlung der IC ist,  zeigt diese erste auf  Nachweisen basierende systematische Überprüfung und Meta-Analyse bedeutende Unterschiede in der Wirksamkeit der Behandlung im Vergleich zu Placebo, vor allem bezüglich der Häufigkeit der Miktion (Entleerung der Harnblase).

 

Veröffentlicht in Int Urol Nephrol. 2016 Aug;
48(8):1215-27. doi: 10.1007/s11255-016-1295-y.

 

Abstrakt nachzulesen bei ncbi:

Efficacy and safety of botulinum toxin injection for interstitial cystitis/bladder pain syndrome: a systematic review and meta-analysis

 

 

 

Wichtige Rolle der Ärzte bei der Bewältigung psychologischer Auswirkungen der /des interstitiellen Zystitis / Blasenschmerzsyndrom (IC / BPS): eine qualitative Analyse  

Kanter G, Volpe KA, Dunivan GC, Cichowski SB, Jeppson PC, Rogers RG, Komesu YM

Fünfzehn Frauen mit IC / BPS nahmen an insgesamt vier Schwerpunkttgruppensitzungen zu den sie bewegenden Problemen im Umgang mit der / dem  IC / BPS teil. Die Gruppensitzungen wurden protokolliert, ausgewertet und bezüglich der Teilnehmerinnen anonymisiert. Die Protokolle  ermittelten wichtige Themen und Konzepte nach der Grounded-Theory-Methodologie.

Das Teilnehmerdurchschnittsalter betrug 52,6 Jahre mit einer durchschnittlichen IC / BPS-Krankheitsdauer von 6,3 Jahren.

 

Es ergaben sich  drei thematische Schwerpunkte in den Erfahrungen der Patienten:

  • Die  IC / BPS ist stark belastend, der Krankheitsverlauf unberechenbar und unerbittlich und die  Patienten erlitten eine schwere Vereinsamung. 

  • Bedeutsam ist, dass in jeder Gruppe Suizidgedanken ausgedrückt wurden

  • Die Patienten bevorzugten  Ärzte, die ihr Wissen bezüglich der Erkrankung  zur Verfügung stellen, eine weites Feld von Behandlungsmöglichkeiten und strukturierte Behandlungspläne anbieten und Optimismus und Hoffnung in Bezug auf die Behandlungsergebnisse vermitteln.

Fazit:

Die Studie präsentiert neue Erkenntnisse über die Bedeutung der Arzt-Patient-Interaktion bezüglich der IC / BPS und zeigt eindringlich die enorme Behinderung und Belastung der betroffenene Patienten, die sich häufig in Suizidgedanken äußern. Die Patienten bevorzugen Behandlungspläne mit individuellen und verschiedenen Therapieangeboten und  Ärzte, die Hoffnung im Umgang mit ihrer Krankheit vermitteln

 

veröffentlicht in Int Urogynecol J. 2016 Aug 31

DOI: 10.1007 / s00192-016-3109-2

 

Abstrakt  nachzulesen bei ncbi:

Important role of physicians in addressing psychological aspects of interstitial cystitis/bladder pain syndrome (IC/BPS): a qualitative analysis.

 

 

 

Erläuterungen:

Was sind Studien und welche Studientypen gibt es?

 

Für Therapie und Diagnostik von Erkrankungen ist aufgrund der immer größer werdenden Menge an medizinischem Wissen ein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis gefordert. Man spricht dabei von evidenzbasierter Medizin. Evidenzbasierter Medizin bedeutet, dass die Behandlungsentscheidungen des medizinischen Personals auf in qualitätsgesicherten Studien erhobenen Daten und nicht nur auf individuell gewonnenen Erfahrungen und Einstellungen basieren sollen. Ärztliche Leitlinien werden nach dem Evidenzprinzip verfasst und beinhalten die Angabe von Evidenzgraden. Die höchsten Evidenzgrade erreichen dabei die Metaanalysen veröffentlichter Daten aus kontrollierten klinischen Studien, gefolgt von den veröffentlichten Ergebnissen einzelner randomisierter, kontrollierter, multizentrischer Studien.

Eine Metaanalyse ist ein statistisches Verfahren, mit dessen Hilfe die Ergebnisse verschiedener Studien, welche dieselbe Fragestellung in einem wissenschaftlichen Forschungsgebiet verfolgen, quantitativ zusammenzufasst und bewertet werden kann.

 

Bei Studientypen können grundsätzlich die drei Hauptbereiche medizinische Grundlagenforschung (auch als experimentelle Forschung bezeichnet), klinische und epidemiologische Forschung unterschieden werden. Eine weitere Unterteilung von Studientypen in der klinischen und epidemiologischen Forschung ist die Einordnung in interventionelle und nicht interventionelle Studientypen.

 

Prinzipiell unterscheidet man in der medizinischen Forschung Primär- und Sekundärforschung.  In der Sekundärforschung werden schon vorhandene Studienergebnisse in Form von Reviews und Metaanalysen zusammengefasst.

  

In der Primärforschung werden die eigentlichen Studien durchgeführt:

  • Medizinische Grundlagenforschung beinhaltet Tierversuche, Zellversuche, biochemische, genetische und physiologische Untersuchungen sowie Studien zu Arzneimittel- und Materialeigenschaften
  • Klinische Forschung unterteilt man  in interventionelle (experimentelle) und nicht interventionelle (beobachtende)  Forschung
  • Epidemiologische Studien untersuchen die die Verteilung und zeitliche Veränderung der Häufigkeiten von Krankheiten sowie deren Ursachen. Analog zu klinischen Studien werden in der Epidemiologie ebenfalls experimentelle und beobachtende Studien unterschieden.

Ziel einer interventionellen klinischen Studie ist der Vergleich von Behandlungsverfahren in einer bestimmten Anzahl von Patienten, die sich abgesehen von der Behandlung möglichst wenig voneinander unterscheiden. Das soll durch  geeignete Maßnahmen, insbesondere durch randomisierte (auf einem Zufallsprinzip basierend) Zuteilung der Patienten auf die Gruppen  erreicht und dadurch Verzerrungen  des Ergebnisses vermieden werden. Die Therapie kann dabei ein Medikament, ein Operationsverfahren oder der therapeutische Einsatz eines Medizinprodukts, eine Physiotherapie, Akupunktur, psychosoziale Behandlungsmaßnahme, Rehabilitationsmaßnahme, Schulung oder Diät sein. Auch Impfstudien gehören in Deutschland zu den interventionellen klinischen Studien und werden als klinische Prüfung nach dem Arzneimittelgesetz (AMG) durchgeführt.

 

Interventionelle klinische Prüfungen unterliegen vielfältigen gesetzlichen und ethischen Anforderungen (zum Beispiel dem Arzneimittelgesetz oder dem Medizinproduktegesetz). Sie müssen im Fall von Medizinprodukten der zuständigen Behörde angezeigt und bei der Prüfung von Arzneimitteln auch von dieser genehmigt werden. Die zustimmende Stellungnahme der zuständigen Ethikkommission ist ebenfalls erforderlich.

 

In den meisten klinischen Prüfungen wird eine Kontrollgruppe mitgeführt. Diese erhält entweder eine andere Behandlung oder/und ein Placebo (Therapie ohne krankheitsbeeinflussende Wirkung). Die Wahl der Kontrollgruppe sollte entsprechend  der bedeutsamsten Fragestellungen der Studie erfolgen, muss aber auch ethisch vertretbar sein (Beispiel: Die Teilnehmer einer Studie zum Einsatz eines Medikaments bei Kindern  müssen Kinder einer bestimmten Altersgruppe sein; bei  einer schweren Erkrankung dürfen aber aus ethischen Gründen andere wichtige Behandlungen nicht unterlassen werden.)

 

Im Idealfall erfolgt in klinischen Prüfungen eine Randomisierung. Die Patienten werden hierbei rein zufällig den zu vergleichenden Probandengruppen zugeteilt. Durch Randomisierung lässt sich eine gleichmäßige Verteilung der Patienten in den Studiengruppen realisieren und der Einfluss möglicher Einflussgrößen, wie zum Beispiel Risikofaktoren, Komorbiditäten (zusätzliche Erkrankungen) und genetische Unterschiede zufällig auf die Gruppen verteilen. Die Randomisierung soll möglichst eine große Gleichförmigkeit zwischen den Gruppen sichern und verhindern, dass z.B.  Patienten mit einer besonders günstigen Prognose (Beispiel: Patienten ohne weitere Erkrankungen oder besonders kräftige Patienten ) eine bestimmte Therapie bevorzugt erhalten.

Eine weitere geeignete Technik zur Vermeidung von Verzerrungen ist die Verblindung. Man unterscheidet zwischen einfacher und doppelter Verblindung. Bei einfacher Verblindung weiß der Patient nicht, welche Therapie er erhält, bei doppelter Verblindung wissen weder Patient noch der untersuchende Arzt, welche Behandlung vorgesehen ist. Die Verblindung von Patient und Arzt schließt eine subjektive Beeinflussung der Beurteilung einer bestimmten Therapie aus. Somit stellt die doppelte Verblindung Behandlungs- und Beobachtungsgleichheit der Patienten beziehungsweise Therapiegruppen sicher. Die Studie begleitende Studienstatistiker arbeiten in der Regel ebenfalls verblindet.

 

Um die Wirksamkeit und Sicherheit einer (neuen) Therapie zu untersuchen, sind randomisierte und kontrollierte klinische Studien (engl. „randomised controlled trials“ =RTC) der sogenannte Goldstandard. Als Goldstandard bezeichnet man in der Medizin ein diagnostisches, therapeutisches oder allgemein wissenschaftliches Verfahren, das für eine Behandlung  die (bisher) bewährteste und beste Lösung darstellt. Neue Verfahren werden an diesem Goldstandard gemessen. Die Überlegenheit einer neuen Therapie im Vergleich zu einer Standardtherapie oder einer Scheintherapie (Placebo) kann in einer RCT nachgewiesen werden. In der klinischen Forschung dienen RCTs der Untersuchung von patientenbezogenen  Fragestellungen und Thesen. In der Entwicklung von Arzneimitteln, medizinischen Hilfsmitteln und Therapien sind sie Grundlage für die Zulassungsentscheidungen der Behörden.

 

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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